Ungarns Regierung will, wie wir wissen, die Medien stärker an die Kandare nehmen. Manche hegen den zarten Verdacht, dass die Strenge der Kontrolle nicht vollkommen abgekoppelt sein wird von der Position, die die jeweiligen Medien gegenüber der Regierungspolitik einnehmen.
Zu den ausgesprochen regierungsfrommen Medien gehört die „Budapester Zeitung“, eine ziemlich winzige deutschsprachige Wochenzeitung, die einem gewissen Jan Mainka gehört. Herr Mainka findet die Mediengesetze total super. Jetzt hat er in seiner Zeitung einen Leitartikel veröffentlicht, der mir die Ehre bereitet, sich ausschließlich mit meiner Person und meinem FAZ-Essay über die ungarische Verfassungsgebung auseinanderzusetzen.
Auf der Suche nach Dingen, die er mir anhängen kann, ist Herr Mainka auf den Gedanken verfallen, mich des Plagiarismus zu bezichtigen: Ich hätte aus meinem eigenen Interview mit János Kis abgeschrieben bzw. dessen Gedanken ungekennzeichnet als meine eigenen ausgegeben. Das ist schon deshalb eine spaßige Idee, weil ich den Essay bei der FAZ eingereicht hatte, noch bevor ich mit Kis überhaupt gesprochen habe. Herrn Mainkas Artikel, der sich sehr mit den journalistischen Standards seiner Zeitung brüstet, erweckt überdies den Anschein, dass er das Kis-Interview überhaupt nicht gelesen hat.
Mir macht das deshalb großen Spaß, weil mir der Vorfall Gelegenheit verschafft, mich bei der ungarischen Medienaufsicht zu beschweren. Hab die Beschwerde gerade hingefaxt.
Jetzt bin ich mal gespannt.