Articles for author: Alexandra Kemmerer

Frauenpower, überfraktionell: Gleichberechtigung durch Quote?

Von einer rechtsphilosophisch ausgewiesenen Verfassungsrechtlerin erhielt ich gerade einen Aufruf zur Unterzeichnung einer bereits vor der Weihnachtspause veröffentlichten „breit angelegten, überparteilich initiierten Petition für eine Frauenquote„. Der Diagnose der Initiatorinnen lässt sich nur zustimmen: Seit über 60 Jahren gilt in Deutschland laut Grundgesetz, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. In der Realität ist die Gleichstellung allerdings noch lange nicht verwirklicht. Die anhaltende Benachteiligung von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen steht damit im Widerspruch zu unserem Grundgesetz und zu internationalem Recht. Allzuviel erwarte ich mir aber nicht vom Zusammenschluß in einem „überparteilichen und gesellschaftlichen Bündnis“,  angetreten, „um im Konsens gemeinsam der ... continue reading

Dieter Simon über das Argumentieren der Juristen und die schöne Zukunft des Rechts: Recht als Rhetorik – Rhetorik als Recht

Dieter Simon, nach eigener Auskunft „Rentner, einst Professor der alten  Rechte in Frankfurt und Berlin und Wissenschaftsfunktionär, Byzantinist und Rhetoriker, Pfälzer, Mitherausgeber von Myops, Rechtstheoretiker ehrenhalber an der HU Berlin“, sprach vergangenen Montag im Berliner Seminar Recht im Kontext in der Villa Jaffé des Wissenschaftskollegs über die Rede der Juristen und die immer wieder versteckte und verleugnete „Urverwandtschaft“ von Recht und Rhetorik. Die Geschichte begann – nach kurzen Ausflügen an die juristischen Fakultäten von München und Münster – in der Antike. Sie versöhnte mit Relationstechnik und Methodenlehre, und sogar mit den Griechen. Das Ganze endete mit einem Ausblick, der in seiner von ... continue reading

Jahreslese: Juristische Bücher 2011

Es gehört zu den Ritualen des Jahreswechsels: pünktlich kurz vor Weihnachten werden die Leser der beiden einflußreichsten deutschsprachigen Zeitschriften für die juristische Theorie und Praxis zur Erweiterung ihrer juristischen Allgemeinbildung aufgerufen, vgl. NJW 2011, 3557 und JZ 2011, 1157. „Angesichts der zunehmenden Spezialisierung der beruflichen Tätigkeit, der immer weiter wachsenden Informationsfülle und des immer hektischeren Dranges der Geschäfte“ ist das in der Tat ein Desiderat. Eine Leseempfehlung versammelt darum „Juristische Bücher des Jahres“, alljährlich ausgewählt von einem erlesenen Kreis belesener Professoren der Rechtswissenschaft – in diesem Jahr Horst Dreier (Würzburg), Nils Jansen (Münster), Claus Kress (Köln), Michael Pawlik (Regensburg), Karsten Schmidt (Hamburg), ... continue reading

Wir urteilen unbelesen: Amerikanische Debatten über Juristenausbildung

Da war der Vater der amerikanischen Juristenausbildung ganz entschieden: nicht der Gerichtssaal schärft den Sinn für die feinen Unterschiede, sondern der Blick in Gesetz und Urteil, Fälle und Entscheidungen. Die Bibliothek sei für den Juristen, was das Labor den Chemikern sei und das Naturkundemuseum den Zoologen. Darum sei es auch nicht Erfahrung in einer Anwaltskanzlei oder vor Gericht, die für den Rechtsunterricht qualifiziere, sondern Erfahrung im Studium des Rechts. Christopher Columbus Langdell, der 1870 zum Dekan der Harvard Law School ernannt wurde, setzte mit seiner case method die nachhaltigste Reform der Juristenausbildung seit den Zeiten der Glossatoren ins Werk – ... continue reading

Von der unvermeidlichen Politik und der vermeidbaren Politisierung

Das Jahr geht seinem Ende entgegen – Zeit für die wirklich wichtigen Fragen, für jene letzten Dinge, zu denen für den Juristen traditionell das Verhältnis von Recht und Politik in der Verfassungsrechtsprechung gehört. Ist das Bundesverfassungsgericht eine unpolitische Institution? Darüber gab es unlängst einen Dissens zwischen Andreas Voßkuhle, dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, und Bundestagspräsident Norbert Lammert. Das Bundesverfassungsgericht treffe ausschließlich juristische Entscheidungen, so Voßkuhle. Die Entscheidungsfindung der Verfassungsrichter folge einer vollkommen anderen Logik als die Entscheidungsfindung politischer Akteure. Das wolle ihm nicht recht einleuchten, konterte Lammert: „Die Weisheit der allermeisten Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts dokumentiert sich auch darin, dass sie eben ... continue reading

Domesticating the Word: Articulations of a Violent Past

  Tonight, Anthropologist Alejandro Castillejo Cuéllar (2011-2012 Rechtskulturen Fellow at Humboldt University Law School) will talk in Recht im Kontext’s Rechtskulturen Colloquium about the role that the articulation of a violent past, through different mechanisms, has in creating or reinforcing not only diverse forms of historical silence but also different ways of engaging the prospect of an imagined new society. His paper mainly deals with these questions in a series of transitional scenarios (South Africa, Colombia, and to a lesser extent Peru) in which testimonies of war were part of larger truth-seeking process. „Despite their differences (historically and sociologically), there is ... continue reading

A Constitutional Moment?

                    Interessante Parallelen zwischen der anstehenden Vertragsrevision der EU-Verträge und der Gründungsgeschichte der Vereinigten Staaten zieht Bruce Ackerman, Professor an der Yale Law School, in einem Gastbeitrag in der Los Angeles Times. There are uncanny similarities between the current round of wheeling and dealing and the founding of the United States of America. The Philadelphia Convention of 1787 represented America’s second try at continental union. In 1781, the 13 states had come together behind a treaty-constitution that broadly resembles present European arrangements. Auch 1787 gab es  Widerstand gegen einheitliche Finanzmarktregulierungen: der ... continue reading

Call for Applications: Six Rechtskulturen Fellowships for 2012/2013

The Berlin-based Postdoctoral Program RECHTSKULTUREN: CONFRONTATIONS BEYOND COMPARISON invites scholars to apply for six postdoctoral fellowships for the academic year 2012/2013 in Berlin (deadline: 23 January 2012). Applicants should be at the postdoctoral level and should have obtained their doctorate within the last five years before their application to the program. We welcome candidates in particular from the disciplines of law, sociology, political science, philosophy, history, anthropology, theology, and area studies, representing a broad range of diverse approaches to the law, including gender studies, comparative research, law & literature, critical approaches to international law, administrative sciences, transitional justice, the law of development cooperation, and ... continue reading

Taking Integrity Seriously: Justice Kate O’Regan on the Constitutional Court of South Africa

On his blog „Constitutionally Speaking“, South African law professor Pierre de Vos has just published an excellent piece on the role and work of the Constitutional Court of South Africa: Justice Kate O’Regan’s Helen Suzman Memorial Lecture, held in Johannesburg on 22 November 2011. „A Forum for reason: Reflections on the role and work of the Constitutional Court“ is strongly suggested reading for anyone interested in comparative constitutionalism and the role of courts in constitutional democracies. © Rechtskulturen / Maurice Weiss (Ostkreuz) Kate O’Regan, who was appointed to the bench in 1994 by Nelson Mandela and retired in 2009, provides not ... continue reading

Exploring the Legal Life of Urban Spaces

Sometimes we are emotional about spaces and places, about distant spots or familiar neighbourhoods. We love or hate, or feel loved and hated, ignored or inspired, in certain places. But when and where does the law come in? Today’s Rechtskulturen Colloquium at Humboldt University’s Faculty of Law in Berlin shall explore the complex relationships between urban space, the law, and emotion. Rechtskulturen Fellow Christine Hentschel will present her current work in progress, with Helmut Aust as commentator. According to the speaker’s abstract, the lecture  “is based on the assumption that law is never simply applied, but always interpreted by a heterogeneous ... continue reading