Articles for category: Zugang im Lockdown

Vom Gründen einer rechtswissenschaftlichen Zeitschrift im Coronajahr

Im April 2021 erschien die erste Ausgabe der „Bayreuther Zeitschrift für Rechtswissenschaft“: eine Zeitschrift mit dem Ziel, studentische Rechtswissenschaft sichtbar zu machen. Die BayZR ist eine Zeitschrift von Student:innen für alle! Im folgenden Beitrag möchte ich die Entstehung unter Pandemiebedingungen aus meiner Sicht skizzieren.

Rechtswissenschaft als Open Education

Digitale Arbeitsweisen haben das Potenzial, juristische Texte als Prozesse zu sehen, die fortlaufend aktualisiert und verbessert werden können. Als Open Science Fellow der Wikimedia-Stiftung habe ich gemeinsam mit anderen Wissenschaftler:innen die Initiative OpenRewi gegründet, um genau das umzusetzen. Unser Ziel ist es, frei lizenzierte und qualitativ hochwertige Open-Access-Rechtsliteratur gemeinsam zu schreiben.

Die Zugangsrevolution steht noch immer aus

Die Pandemie hat der Diskussion um „Open Science“ und „Open Access“ zu einem unverhofften Höhenflug verholfen, der aber ebenso schnell wieder enden wird. Mit dem Ziel, den Erkenntnisgewinn im Rennen gegen das Virus maximal zu beschleunigen, stellten Forscher:innen aus der ganzen Welt ihre Daten und Erkenntnisse im Internet offen zur Verfügung; zahlreiche freie Online-Datenbanken wie „OpenAIRE for COVID19“ oder „COVID-19: Response from the Information Community“ entstanden.

Zwischen Revolution und Stillstand?

Es ist ein Montagmorgen im April 2020. Ich sitze vor meinem 15-Zoll-Laptop an meinem Schreib-/ Ess-/ Abstelltisch. Luftlinie etwa einen Meter von meinem Bett entfernt, einen Meter von meiner Küchenzeile. 08:47: Ein erster nervöser Blick auf die Uhr. Bereithalten, schon mal die Onlineseite der Deutschen Nationalbibliothek öffnen. Es gibt 100 Plätze pro Tag und die sind heiß begehrt. Die kostenlosen Besuchertickets könnten auf dem Sekundärmarkt aktuell bestimmt erhebliche Preise erzielen. Leider gelten sie nur für eine bestimmte Benutzernummer.

Was bedeuten Kontaktreduzierungen für die Universität?

Corona hat Deutschland im Griff. Seit April 2020 befinden sich die Hochschulen im Dauerlockdown. Schon im dritten Semester unterrichten wir ganz überwiegend mit digitalen Hilfsmitteln, die Gebäude sind nur eingeschränkt zugänglich, die Nutzung der Bibliotheken ist ausgeklügelt kontingentiert, wenn sie überhaupt zulässig ist. Die Universität ist ein menschenleerer, surrealer Ort geworden.

Offener Zugang zu öffentlichem Recht

Die Nachfrage der breiten Öffentlichkeit nach rechts- und verfassungswissenschaftlicher Einordnung und Einschätzung der Pandemiesituation und des zur ihrer Eindämmung diskutierten exekutiven und legislativen Tuns und Unterlassens war in der ersten Welle der Pandemie jäh und massiv angestiegen. Sie traf aber auf ein Angebot, das in keiner Weise darauf vorbereitet war, sie zu stillen – nicht so sehr, weil das nachgefragte Wissen nicht vorhanden war, sondern weil es in den hergebrachten wissenschaftlichen Publikationskanälen seinen Weg nicht oder jedenfalls nicht rechtzeitig in die Öffentlichkeit fand. Der dadurch entstehende Unterdruck fand sein Ventil nicht zuletzt im Verfassungsblog.