Articles for category: Italien

Stabilität als Fluchtpunkt der italienischen Verfassungsreform – auf welchem Weg und um welchem Preis?

Die Wahlkarten sind versandt, die Fernsehanstalten haben Für und Wider in Dutzenden Debatten abgewogen, die staatliche Fluggesellschaft offeriert vergünstigte Tickets für die Anreise – alles scheint gerichtet für das Verfassungsreferendum in Italien am 4. Dezember dieses Jahres. Ministerratspräsident Matteo Renzi verspricht nicht weniger als den Wandel zum „stabilsten Land Europas.“ Wird das gelingen? Und wenn ja, um welchen Preis?

Die ›Anderen‹ an den Tisch holen: Ein Vorschlag für ein inklusiveres Südtirol

Südtirol, eine autonome und vorwiegend deutschsprachige Provinz in Norditalien, gilt als eines der erfolgreichsten Beispiele der Konkordanzdemokratie – ein politisches System der Machtteilung, in dem die Bevölkerung aus ethnischen, sprachlichen oder anderen Gründen gespalten ist. Eines der Rechte, das deutschsprachige, italienischsprachige und ladinischsprachige Einwohner der Provinz genießen, ist ihre proportionale Repräsentation in Regierungen auf Provinz- und Gemeindeebene. Es ist an der Zeit, auch ‚anders Erklärende‘ zu berücksichtigen, also jene, die sich keiner Sprachgruppe angehörig fühlen, bzw. sich nur einer der drei offiziellen Sprachgruppen zuordnen. Dieser Schritt würde den Wandel von einem ‚corporate model‘ der Konkordanzdemokratie hin zu einem liberaleren Modell in der Provinz unterstützen.

Italian Constitutional Referendum: Voting for Structural Reform or Constitutional Transformation?

As the distance between political elites and the population in Europe increases, Italian Prime Minister Matteo Renzi's plans of constitutional reform further impoverish political representation in Italy – both with respect to input and output of the process. That is why the opponents of the reform are gaining ever more traction among Italian voters and could in the end prevail.

»Vote Yes for a Safe Italy« or »Vote No to Defend the Constitution«: Italian Constitutional Politics between Majoritarianism and Civil Resistance

In the run-up to the constitutional referendum in October, the Italian government meets considerable resistance towards its plans for a comprehensive reform of the Constitution of 1948. Both Prime Minister Matteo Renzi and Constitutional Reform Minister Maria Elena Boschi regularly sustain that in case of a ‘No’ vote, chaos will rule. Public debate seems trapped in a Manichean game between yes-proponents that accuse the opposition of conservatism, and no-proponents that accuse the government of authoritarian leanings.

Freedom of Religion vs Islamophobia: Lombardy’s »Anti-Mosque Law« is Unconstitutional

While islamophobia is on the rise after the carnages of Paris and Bruxelles, recent developments in Italy may foster the confidence in the freedom of religion of European Muslims. In a ground-breaking decision, the Italian Constitutional Court has nullified a regional “anti-mosques law” enacted by the Lombardy Region one year ago, discriminating the Muslim community of this rich and populated area of Northern Italy.

Verfassungsreform in Italien: der entscheidende Schritt

Italien erlebt gerade den umfangreichsten und ambitioniertesten Prozess zur Reform seiner Verfassung seit Beginn der Republik. Die Regierung beabsichtigt, das schwerfällige, träge und ineffiziente Gesetzgebungssystem fundamental zu reformieren. Der Senat wird zu einer Kammer der Regionen mit sehr schwachen gesetzgeberischen Kompetenzen umfunktioniert. Das kurzfristige Ziel scheint aber im Moment eher zu sein, ein Zeichen der Reformbereitschaft zu setzen, als dem Land eine gut durchdachte und funktionierende neue Verfassung zu schenken.

Straßburg zu Lampedusa: Menschenwürde muss krisenfest sein

Das Urteil kommt zur rechten Zeit: Flüchtlinge haben ein Recht auf Achtung ihrer Menschenwürde, auch wenn sehr viele in sehr kurzer Zeit ankommen und das Ankunftsland darauf sehr schlecht vorbereitet ist. Das ist die Quintessenz des heutigen Lampedusa-Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Die "Krisen-" und "Notstands"-Argumente, mit denen der Aufnahmestaat sich verteidigt, mögen noch so berechtigt sein – gegen die Menschenwürde richten sie nichts aus.

Liberalisierung der Leihmutterschaft: Straßburg legt nach

Staaten, die Leihmutterschaft bekämpfen und verbieten wollen, dürfen das tun – aber sie dürfen diesen Kampf nicht auf dem Rücken des Kindes austragen. Im letzten Sommer hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschieden, dass die Staaten vor lauter Empörung nicht so tun dürfen, als habe ein von einer Leihmutter ausgetragenes Kind nicht einmal einen biologischen Vater mehr. Und erst im Dezember hat der Bundesgerichtshof daraus für Deutschland die Konsequenzen gezogen. Heute hat der Straßburger Gerichtshof eine Kammerentscheidung veröffentlicht, die zeigt, wie weit der Gerichtshof diese Linie zu treiben bereit ist.

Let Not Triepel Triumph – How To Make the Best Out of Sentenza No. 238 of the Italian Constitutional Court for a Global Legal Order

The Italian Constiutional Court’s English) already inspired a flurry of comments in the blogosphere (see in EJIL talk! Christian Tams (24 Oct. 2014) and Theodor Schilling (12 Nov. 2014); on the Verfassungsblog amongst others Andrea Pin (19 Nov. 2014); on the Völkerrechtsblog Heidelberg Journal of International Law 2015, issue 1. In that Sentenza, the Corte refused to give effect to the ICJ’s judgment (in) Immunities in the Age of Global Constitutionalism (Leiden: Brill 2015)), but – maybe even more importantly – because it concerns the relationship between international law (in the shape of a judgment by the ICJ) and domestic law, as applied by a domestic (constitutional) court. Just the latest item in ... continue reading

Damage-assessment on the building of international law after the Italian Constitutional Court’s decision no. 238 of 2014: no structural damage, just wear and tear.

This symposium invites reflections on the intercourse between national courts and international law, in light of the recent judgment of the Constitutional Court of Italy (no. 238 of 2014, of 22 October 2014). I briefly examine this judgment’s impact on international law in two respects. First, whether it can point to a new principle of international law. Second, whether it undermines international law as such. I have elsewhere summarised the main aspects of the ruling, and criticised its inward-looking approach. The Italian judges deliberately avoided engaging with international law and therefore their ruling serves, at most, as cheap-talk for the ... continue reading