13. April 2010

Maximilian Steinbeis

Der Papst, ein immunes Staatsoberhaupt?

Im Skandal um pädophile Priester und den massenhaften Missbrauch von Kindern schwappt gegenwärtig eine Frage hoch, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zum Thema gehört: Wann ist etwas ein Staat?

Das hat mit der Absicht zweier berühmter britischer Buchautoren und höchst glaubenseifriger Atheisten, Richard Dawkins und Christopher Hitchens, zu tun, den Papst bei seinem Großbritannien-Besuch im September verhaften zu lassen.

Der letzte absolute Monarch

Mal ganz abgesehen, ob der Plan strafrechtlich Hand und Fuß hat – der Papst genießt Immunität. Denn er ist Oberhaupt eines Staates. Eines sehr winzigen Staates zwar, des kleinsten der Welt: 44 Hektar ist er groß, also nur etwas größer als der Berliner Zoo. Allerdings mit 450 Staatsbürgern und 750 Einwohnern wesentlich weniger bevölkerungsreich, vom Artenreichtum ganz zu schweigen. Aber ein Staat nichtsdestotrotz, mit eigener Regierung, Flagge, Hymne, Münze und Briefmarken.

Der heutige Vatikanstaat (übrigens die einzige absolute Monarchie Europas) entstand 1929 durch den Lateranvertrag, in dem der faschistischen Diktator Italiens, Benito Mussolini, dem Heiligen Stuhl die Souveränität zugestand.

Mittlerweile ist er aber von den allermeisten Staaten anerkannt, unterhält diplomatische Beziehungen in alle Welt und hat Beobachterstatus bei den UN. Dass die Hitchens/Dawkins-Klage zur Folge hat, dass der Papst als Staatsoberhaupt downgegraded und völkerrechtlich mit dem IOC-Präsidenten auf eine Stufe gestellt wird, ist daher einigermaßen unwahrscheinlich.

Wann ist etwas ein Staat?

Dennoch hat die Klage bereits eine heftige Diskussion ausgelöst, wie die katholische Kirche eigentlich dazu kommt, so zu tun, als sei sie ein Staat.

Drei Zutaten sind nötig, um einen Staat zu backen, das haben wir alle im Jurastudium gelernt: Ein Staatsgebiet von 44 Hektar, naja. Staatsgewalt, ohne Verteidigung und Schulen und Infrastruktur und Zivilgerichtsbarkeit, aber na schön, geschenkt. Aber 450 Monsignores aufmarschieren zu lassen und zu sagen, das ist jetzt unser Staatsvolk? Das hat schon etwas leicht – pardon – Jesuitisches, oder nicht?

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