Articles for tag: Diskriminierunggeschlechtliche SelbstbestimmungIntergeschlechtlichkeitnicht binäre PersonenTrans-Rechte

Und plötzlich selbstbestimmt

Der Bundestag hat das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) beschlossen. Endlich – denn nach der Ankündigung im Koalitionsvertrag und diversen vieldiskutierten Entwürfen war zuletzt über Monate unklar, was politisch hinter den Kulissen eigentlich geschieht, insbesondere wann (und ob) der Gesetzesentwurf zur finalen Abstimmung kommt. Das verabschiedete Gesetz kann – und muss – in Einzelfragen kritisiert werden, ein historischer Moment für trans, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen in Deutschland war das aber allemal.

The CJEU’s Feminist Turn?

In Case C-621/21, the Grand Chamber of the Court of Justice of the European Union (CJEU) held that women in general and women facing domestic violence in their country of origin in particular, qualify as a protected ‘social group’ under EU Directive 2011/95 and thus avail themselves for refugee status or subsidiary protection in the Common European Asylum System. This contribution applies the perspective of feminist approaches to international law to critically analyze what this decision means for women and victims of gender-based violence – in- and outside of the European Union.

Verfassungswidrige Sprachverbote

In Hessen haben sich CDU und SPD für ihre Koalitionsverhandlungen auf ein Eckpunktepapier geeinigt, in dem sie auch ankündigen festzuschreiben, „dass in staatlichen und öffentlich-rechtlichen Institutionen (wie Schulen, Universitäten, Rundfunk) auf das Gendern mit Sonderzeichen verzichtet wird und eine Orientierung am Rat der deutschen Sprache erfolgt“. Gemeint ist damit ein Verbot geschlechtergerechter Sprache nicht nur für Schulen, sondern auch für grundrechtsberechtigte (und ‑verpflichtete) Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts. Ein solches Verbot wäre offensichtlich verfassungswidrig – doch seine Ankündigung bringt politischen Profit.

30 Jahre Sonderrecht

Heute vor 30 Jahren, am 1. November 1993, trat das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) in Kraft. Damals lagerte der Gesetzgeber als Teil des sog. Asylkompromisses die Existenzsicherung Asylsuchender und Geduldeter aus dem allgemeinen Sozialhilferecht aus und schuf mit dem AsylbLG die Rechtsgrundlage für reduzierte Sozialleistungen (einschließlich Gesundheitsleistungen) für eine allein über den Aufenthaltsstatus definierte Personengruppe. Bis heute bildet das Asylbewerberleistungsrecht neben dem Bürgergeld (SGB II) und der Sozialhilfe (SGB XII) den dritten Zweig der Grundsicherung. Inwiefern aber ist ein solches Sonderrecht vor dem Hintergrund des Bedeutungsaufstiegs sozialer Menschenrechte wie des UN-Sozialpakts und der UN-Behindertenrechtskonvention noch zu rechtfertigen?

Zwischen Schutz, Stigma und Stereotyp

Mit der Einführung des ProstSchG im Jahr 2017 hat der Gesetzgeber in Deutschland neue gesetzliche Verpflichtungen verabschiedet, die die Situation der Prostituierten verbessern und sie vor Ausbeutung und Gewalt schützen sollen. Eine zentrale Bestimmung zur Umsetzung des intendierten Schutzes ist die Anmeldepflicht nach § 3 Abs. 1 ProstSchG, die in mehrfacher Hinsicht eine Belastung für die Anmeldepflichtigen bedeuten kann. Aus einer intersektionalen Perspektive zeigt sich, dass dieser Verpflichtung das im Diskurs verankerte klassistische und rassistische Narrativ der nicht selbstbestimmten migrantischen Sexarbeiterin nicht nur vorausgeht, sondern zugrunde liegt.

When Discrimination is Not Enough

The Supreme Court, India’s apex constitutional court, recently delivered its disappointing decision in Supriyo Chakraborty v Union India (Supriyo), rejecting marriage equality in Indian law. The much-awaited decision was heard by a constitution bench (five judges) of the Supreme Court and dealt with far-reaching questions of both Indian constitutional law and family law. The decision is characteristic of the Indian Supreme Court’s ongoing phase of great deference to the executive and legislative branches but also marks a sharp and worrying break from the court’s otherwise progressive jurisprudence on issues of gender and sexuality.

Weil wir dich fürchten

Bei der Fahrkartenkontrolle beleidigen Kontrolleur:innen in Berlin einen Schwarzen Mann rassistisch und verletzen ihn. Das Amtsgericht Berlin (Mitte) erkennt eine rassistische Diskriminierung im Rahmen der Deliktshaftung der BVG an – was zu begrüßen ist! Auf der anderen Seite zeigt der Fall die Schwierigkeiten der engen rechtsgutsbezogenen Prüfung des Deliktsrechts in Diskriminierungsfällen auf. Laut Gericht trägt der Kläger sogar eine Mitverantwortung für die Gesundheitsschädigung, obwohl das Geschehen klar als rassistisch erkannt wird. Mit dem LADG, dessen Anwendbarkeit das Gericht fälschlicherweise verneint, wäre das nicht passiert.

A Human Rights Breakthrough in Sports Law?

On 11 July 2023, the ECtHR found in its Chamber judgment in Semenya v. Switzerland that international-level athlete Mokgadi Caster Semenya had been discriminated against by the Eligibility Regulations for Female Classification of the International Association of Athletics Federations (IAAF, now World Athletics). These regulations required her to undergo hormone treatment to lower her natural testosterone levels in order to be admitted to international competitions in the female category. In the Chamber's view, Switzerland had violated the Convention by failing to provide sufficient institutional and procedural safeguards to enable Ms. Semenya to have her discrimination complaints effectively examined. If the GC upholds the Chamber’s findings on jurisdiction and scrutiny, the Semenya judgment will have a significant impact on the human rights approach of sports federations and on future CAS proceedings.

Strasbourg’s Coming Out

On June 1st, in Maymulakhin and Markiv v. Ukraine, the ECtHR determined for the first time in clear terms that the general absence of legal recognition for same-sex couples is discriminatory and violates Article 14 of the European Convention of Human Rights. This marks a significant addition to the Court’s case-law concerning the rights of same-sex couples with implications for future litigation on this subject.