Articles for tag: KantMenschenwürde

Funktionen eines Parteiverbotes

Das Parteiverbotsverfahren konfrontiert die Mitglieder der politischen Gemeinschaft mit der Frage, wo sie die Grenzen des politischen Raums ziehen wollen. Es verlangt eine Entscheidung der Frage, welche politischen Ziele, Werte und Forderungen im politischen Raum – in organisierter Form und mit dem Ziel einer Repräsentation im Parlament – vertreten werden dürfen und welche jenseits einer Tabugrenze liegen. In diesem Beitrag soll die These begründet werden, dass das Gericht den Verbotsmaßstab für ein Parteiverbot 2017 in problematischer Weise reformuliert und dem Anliegen des Art. 21 Abs. 2 GG damit möglicherweise mehr Schaden als Nutzen zugefügt hat.

Moral Absolutism in the Wake of Terrorism

In the light of the terrorist attack perpetrated by Hamas against innocent civilians in Israel on October 7th, some contend that “The imperative to protect human dignity only applies absolutely if it applies universally, and it only applies universally if it applies absolutely.” In the face of evil, there is no room for relativism. Hamas’s deliberate attack against innocent civilians is absolutely wrong. Therefore, it should be universally condemned. I agree with the above conclusion. However, I wonder how a universal recognition of an absolute duty of respect for human dignity can help solving the existential conflict confronting Israelis and Palestinians. Ideally, a two-state solution proposed by the international community can be seen as a reasonable and fair compromise. Nevertheless, the reality on the ground is different. This blog post explores the downstream consequences - and hurdles - of moral absolutism in times of war, terror, and existential crisis.

Nicht tragfähig begründbar

Wenig überraschend hat das Bundesverfassungsgericht die sog. Sonderbedarfsstufe für alleinstehende Erwachsene in Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften für verfassungswidrig erklärt. Es knüpft an seine vor allem seit 2010 entwickelte Rechtsprechungslinie an und lässt die Absenkung von Leistungen wie bei den Sanktionen 2019 an fehlenden Erkenntnissen des Gesetzgebers scheitern.

Versicherheitlichung und Solidarität in Singapur nach dem 11. September

Die singapurische Regierung verfolgt einen proaktiven, ganzheitlichen Ansatz, um die nationale Sicherheit, Einheit und Solidarität durch die Rehabilitation von Terroristen zu bewahren. Sie betont die Verantwortung aller Bürger, wachsam zu sein und aktiv die ethnische und religiöse Harmonie durch soziale Interaktion und Solidarität als Teil des Gemeinschaftspakts zu bewahren. Ein geeintes Volk zu bleiben, würde das Ziel der Terroristen vereiteln, einen scharfen Keil zwischen "uns" und "sie" zu treiben.

Securitisation and Solidarity in Singapore after 9-11

The Singaporean government adopts a proactive, holistic approach in seeking to preserve national security, unity and solidarity through rehabilitation, emphasising the responsibilities of all citizen to be vigilant and to actively preserve racial and religious harmony through social interaction and building relationships, as part of the communitarian compact. Remaining a united people would thwart the terrorist goal of driving a sharp wedge between ‘us’ and ‘them.’

Rechtfertigt die Bedrohung durch den Terrorismus Migrationsbeschränkungen?

Migranten auszusperren, um das ohnehin schon sehr niedrige Terrorismusrisiko geringfügig zu senken, könnte gerechtfertigt sein, wenn die Beschränkungen nur wenige oder gar keine moralisch bedeutsamen Kosten verursachen würden. Tatsächlich aber ist es ein großes Unrecht, Migranten, die vor Unterdrückung und Krieg fliehen, auszusperren. Die Ausgrenzung fügt enormen Schaden zu, verletzt die Menschenrechte gegen ungerechte Diskriminierung und steht auch im Widerspruch zu den Konzepten der Würde, die in der modernen europäischen und internationalen Rechtsprechung eine wichtige Rolle spielen.

Does the Threat of Terrorism Justify Migration Restrictions?

Barring migrants for the sake of achieving marginal reductions of already very low risks of terrorism might be justified if restrictions imposed few or no morally significant costs. But, in fact, barring migrants fleeing oppression and war is a grave wrong. It inflicts enormous harm, violates human rights against unjust discrimination, and is also inimical to concepts of dignity prominent in modern European and international law jurisprudence.

Borders of Equality

Legally sanctioned, robust border security today marks a fundamental inequality in the world; it is a reflex and sign of unequally distributed resources and at the same time perpetuates this inequality. Nevertheless, borders – as dramatically demonstrated these days in light of the terrible war in Ukraine – also have an inherent protective dimension. Border regimes can therefore only be interpreted and legitimized as legal instruments of order in a society of the free and the equal; their function as barriers cannot be justified in terms of fundamental considerations of justice and equality.

Terror, Notfälle, drastische Bedingungen und demokratischer Konstitutionalismus

Verfassungen legen die Regierungsbefugnisse fest, aber sie verleihen an sich keine Legitimität, geschweige denn bilden sie die politische Körperschaft, die allein Legitimität verleihen kann. Liberal-demokratische Verfassungen verankern den Respekt vor dem Einzelnen auf unterschiedliche Weise, aber einige Grenzen sind fest und fast universell gezogen. Wenn jedoch eine Regierung, die ihre eigene, ordnungsgemäß konstituierte Rolle als Vertreter der Gesellschaft verrät, stößt sie an eine absolute Grenze der Moral, des Anstands und der Achtung der menschlichen Person und untergräbt sich selbst.