Articles for tag: ArbeitsrechtESMGlobalisierungRechtswissenschaftSozialstaat

Alain Supiot über Sozialstaat, Globalisierung und Solidarität

In seiner Antrittsvorlesung im Collège de France skizzierte der Arbeits- und Sozialrechtler  Alain Supiot, Direktor des Institut d’études avancées in Nantes, unlängst seine Forschungsfragen für die kommenden Jahre und entwickelte Überlegungen zur politischen Gestaltung der Globalisierung durch Recht weiter, die er in seiner vielbeachteten kleinen Denkschrift „Der Geist von Philadelphia“ (2011) entfaltet hat. Supiot, der seine rechtswissenschaftlichen Forschungen mit Erkenntnissen aus Soziologie, Anthropologie und politischer Philosophie anreichert und als Experte für europäisches und internationales Arbeitsrecht stets über die Grenzen des Nationalstaats hinausdenkt, ruft in seinem nachhörenswerten Vortrag einmal mehr leidenschaftlich zu politischem und ökonomischem Umdenken auf – und zur Einsicht ... continue reading

Der Wissenschaftsrat empfiehlt: Perspektiven der Rechtswissenschaft in Deutschland

Heute hat der Wissenschaftsrat seine lange erwarteten Empfehlungen zur Stärkung der rechtswissenschaftlichen Forschung und Lehre veröffentlicht, die am vergangenen Freitag in Hamburg verabschiedet wurden. Zur Vorbereitung dieser Empfehlungen, von denen „Impulse zur Weiterentwicklung der Rechtswissenschaft als akademische Disziplin ausgehen“ sollen, war im Januar 2011 eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden, in der neben Sachverständigen aus dem In- und Ausland auch Repräsentantinnen und Repräsentanten der juristischen Fachverbände und -gesellschaften sowie Vertreterinnen und Vertreter der juristischen Praxis mitgewirkt haben. „Die Rechtswissenschaft muss den inner- sowie interdisziplinären Austausch stärken, sich intensiver mit ihren Grundlagen befassen und thematisch wie personell vielfältiger werden“, resümiert der Wissenschaftsrat. Seine ... continue reading

(Rechts-)Wissenschaft sui generis?

In Hamburg sprach ich am Freitag über Möglichkeiten und Grenzen rechtswissenschaftlichen Bloggens. Der Arbeitskreis „Junge Wissenschaft im Öffentlichen Recht e.V.“ (JuWiss) hatte mich eingeladen, vor einem kommunikationsfreudigen Kreis deutschsprachiger Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler über meine Erfahrungen mit der juristischen Blogosphäre im Allgemeinen und mit dem Verfassungsblog im Besonderen zu referieren. Und zu diskutieren. Das war immens lehrreich. Mit von der Partie waren als Referierende auch die Kommunikationswissenschaftlerin Nele Heise vom Hamburger Hans-Bredow-Institut und der geschätzte Kollege Thorsten Thiel vom Theorieblog, dessen informative slides man hier angucken kann. Wer sich mit den Möglichkeiten und Grenzen rechtswissenschaftlichen Bloggens beschäftigt, der kommt um die ... continue reading

TWAIL 3.0: Indien, die Juristerei als Wissenschaft und das internationale Recht

Leider verschoben werden musste neulich der Berlinbesuch des Völkerrechtlers Antony Anghie, der nun voraussichtlich im Herbst 2012 bei Rechtskulturen über die von ihm vertretenen „Third World Approaches to International Law“ (TWAIL) sprechen wird. Diskutiert haben wir darüber trotzdem jetzt schon mal. In einem spannenden kleinen Roundtable Seminar mit Anne Orford, die auch die Rechtskulturen Lecture in diesem Semester hielt, stellte sich anläßlich einer Präsentation der Berliner Juristin und Islamwissenschaftlerin Nahed Samour die Frage, ob gegenwärtig womöglich in verschiedenen  Rechtskulturen der (vermeintlichen) „Peripherien“ die Herausbildung einer „Dritten Generation“ von Völkerrechtlern und Völkerrechtlerinnen bzw. mit Begriffen des Rechts argumentierenden politischen Aktivisten beobachtet ... continue reading

Modern Imperialism and the Secularisation of International Law

On Monday, 19 March, historian, philosopher and lawyer Mark Somos (2011-2012 Rechtskulturen Fellow at Humboldt University Law School) will talk in Recht im Kontext‘s Rechtskulturen Colloquium about Modern Imperialism and the Secularisation of International Law. His paper deals with „the forgotten contingency of secularisation“: One reason why we fail to prevent and resolve both domestic and international conflict is that Western political and legal concepts are not only secular, but were designed to be blind to religion. The primary obstacle to preventing conflict is persistent, but rectifiable ignorance of history. From the fourth to the seventeenth century, Christian theology underpinned all ... continue reading

Linguae et Litterae: Sprachenpolitik in der (Rechts-)Wissenschaft

  Es ist eine crux mit der babylonischen Sprachverwirrung. Vielsprachigkeit kostet Zeit, Geld und Mühe. Dabei scheint es, als gelte auch in der Welt der Sprache das eherne Prinzip des „survival of the fittest“. Ist das Bemühen um Mehrsprachigkeit in der (Rechts-)Wissenschaft also nur noch ein aussichtsloses Rückzugsgefecht? „In der Wissenschaft hat das Englische das Deutsche aufgefressen“, konstatiert Dieter Simon auf dem Mops-Block, und mahnt verdienstvoll, „nicht allzu hastig die Mimesis des Angelsächsischen voranzutreiben, sondern den Unterwerfungsprozess besonnen und umsichtig – vielleicht sogar unter Rettung vereinzelter Positionen – vorzunehmen“. Dem kann man nur zustimmen, wenn man tagtäglich versucht, dem Trend ... continue reading

Ready for Revolution: Roberto Mangabeira Unger on Legal Thought and Legal Education

The story of legal education and legal thought is a story of reformation and revolution, full of drama and tragedy, high hopes and empty promises. On this blog, I have recently sketched the current debate in the US. In a pointed posting, Christoph Möllers has outlined the scientific core of legal scholarship here, and the interrelations between law, politics, economy and society have been discussed there. Roberto Mangabeira Unger (Harvard Law School) has posted a thought-provoking talk on the topic – great food for thought for legal minds and political animals, be they authors, bloggers, commentators or readers. Unger states ... continue reading

Jahreslese: Juristische Bücher 2011

Es gehört zu den Ritualen des Jahreswechsels: pünktlich kurz vor Weihnachten werden die Leser der beiden einflußreichsten deutschsprachigen Zeitschriften für die juristische Theorie und Praxis zur Erweiterung ihrer juristischen Allgemeinbildung aufgerufen, vgl. NJW 2011, 3557 und JZ 2011, 1157. „Angesichts der zunehmenden Spezialisierung der beruflichen Tätigkeit, der immer weiter wachsenden Informationsfülle und des immer hektischeren Dranges der Geschäfte“ ist das in der Tat ein Desiderat. Eine Leseempfehlung versammelt darum „Juristische Bücher des Jahres“, alljährlich ausgewählt von einem erlesenen Kreis belesener Professoren der Rechtswissenschaft – in diesem Jahr Horst Dreier (Würzburg), Nils Jansen (Münster), Claus Kress (Köln), Michael Pawlik (Regensburg), Karsten Schmidt (Hamburg), ... continue reading

Profs und Richter – wie Hund und Katz

Dass Wissenschaft und Oberstes Gericht überkreuz liegen, kommt auch hier zu Lande vor. Nach dem Lissabon-Urteil gab es manches aus staats- oder europarechtswissenschaftlichem Munde zu hören und zu lesen, das in Karlsruhe die Ohren zum Glühen und die Hälse zum Schwellen gebracht haben dürfte. Aber wie ein richtiger Clash zwischen Akademie und Justiz aussieht, kann man derzeit in den Philippinen studieren. Dort hatte der Supreme Court ein Urteil über die Rechte von im II. Weltkrieg sexuell versklavten Frauen gefällt und dabei offenbar derart hanebüchenen Unsinn über internationales Recht und die Position der Wissenschaft dazu in die Begründung hineingeschrieben, dass diese ... continue reading