Articles for tag: RechtsstaatlichkeitStrafrechtStrafverfolgungVenedig-Kommission

Charting Change

The ongoing reform of the Polish Prosecution Service, initiated by separating the roles of Prosecutor General and Minister of Justice, aims to restore the rule of law and enhance the institution's independence and effectiveness. Yet, achieving this goal requires comprehensive reforms to address longstanding issues and external factors. Success hinges on legislative support, particularly from the Ministry of Justice, and overcoming resistance to change among prosecutors, marking a potential new era for the institution.

Bulgaria’s Constitutional Drama and the EU Commission’s Rose-Colored Glasses

On 26 July 2024, Bulgaria’s Constitutional Court declared a significant part of constitutional amendments enacted in December 2023 unconstitutional. These amendments were part of a rushed constitutional reform which was supposed to address persistent rule of law challenges in the country, such as the excessive powers of the Prosecutor’s Office and the politicization of the Supreme Judicial Council. The drama in Bulgaria raises concerns about why the EU Commission recognizes half-baked, ill-written constitutional reforms as progress without analysis of their substantive merit in context.

Things That Are Different Are Not the Same

PimEyes ist zwar sicherheitsrechtlich bedenklich, stellt aber keine Form der Vorratsdatenspeicherung dar, wie es neulich auf dem Verfassungsblog hieß. Es handelt sich vielmehr um einen anlassbezogenen, strafprozessualen Zugriff auf private, unreguliert vorhandene Massendaten. Anhand der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts lässt sich allerdings schon jetzt in Grundzügen ableiten, welche Anforderungen der Gesetzgeber bei der noch zu schaffenden Ermächtigungsgrundlage für Software wie PimEyes wird beachten müssen.

Halembas Mandat

Am Morgen der konstituierenden Sitzung des Parlaments vollstreckt die Polizei einen Haftbefehl durch Inhaftierung eines gewählten Abgeordneten – das ist weder ein Vorgang aus dem Frühjahr 1933 im Umfeld der Verabschiedung des sog. „Ermächtigungsgesetzes“ noch eine willkürliche und politisch motivierte Einschränkung des Mandats. Es handelt sich schlichtweg um den Vollzug einer richterlich angeordneten strafprozessualen Maßnahme gegen einen Beschuldigten, um die Durchführung eines möglichen späteren Strafverfahrens zu sichern, die ihrerseits an besondere Voraussetzungen geknüpft und nicht etwa in das Belieben der Staatsanwaltschaft gestellt ist. Der gesamte Vorgang zeigt das Funktionieren eines rechtsstaatlich verfassten Gemeinwesens und offenbart zugleich die Bestrebungen der AfD (nicht etwa nur in Bayern), unter vermeintlich zutreffenden Erwägungen und Stichworten den Rechtsstaat auszuhöhlen und in seiner Substanz zu beschädigen.

Digitale Beweise im EU-/US-Datenschutzkonflikt

In der vergangenen Woche hat das Europäische Parlament nach fünfjährigen Verhandlungen der E-Evidence-Verordnung zugestimmt. Hierdurch erhalten die Ermittlungsbehörden der Mitgliedstaaten das Recht, die US-Unternehmen auch zur Herausgabe von Daten, die in den USA gespeichert sind, zu verpflichten. Kann die Europäische Kommission bei den derzeitigen Verhandlungen um ein EU-/US-Abkommen über digitale Beweise verhindern, dass die US-Ermittler:innen umgekehrt ungehinderten Zugriff auf Daten in der Europäischen Union erhalten?

Cannabis-Legalisierung light in Deutschland

Kurz nach Ostern 2023 hat der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Pläne zur Cannabis-Legalisierung der Regierungskoalition vorgestellt. Von der im Koalitionsvertrag vereinbarten Total-Legalisierung ist nicht viel übriggeblieben. Waren die Legalisierungsdebatte und die entsprechenden Konzepte bis dahin durch eine bemerkenswerte Ignoranz gegenüber der EU und ihren Vorgaben geprägt, wurden die neuen Pläne einem europarechtlichen Realitätscheck unterzogen. Das ist gut so. Trotzdem ist Lauterbachs Konzept weiterhin extrem ambitioniert und unionsrechtlich auf Kante genäht.

Hungary’s Shambolic Anticorruption Proposals

The Article Useless and Maybe Unconstitutional: Hungary’s Proposed Judicial Review of the Prosecutorial Decisions by Kim Lane Scheppele, Petra Bárd and Gábor Mészáros gives a detailed account of the proposed legislation on amending the Hungarian Criminal Procedure Code. The conclusions of the article are correct and most of the criticism is accurate. Yet the article misses some real weaknesses of the Hungarian government’s proposal. This article aims to point out these weaknesses from the viewpoint of a practicing Hungarian criminal lawyer.

Das Cannabis-Dilemma

Die zukünftige deutsche Bundesregierung will Cannabis legalisieren. Wie das alles konkret umgesetzt werden soll, wird sich zeigen. Worüber erstaunlich wenig diskutiert wird, ist die Frage, ob die Legalisierung rechtlich überhaupt realisierbar ist. Europa- und völkerrechtlich bestehen hohe Hürden, die eine vollständige Legalisierung von Cannabis sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich machen.

Balancing Accountability and Legitimacy

As they have installed themselves as the de facto government of Afghanistan, the Taliban could theoretically be held accountable for potential crimes via inter-state proceedings. In practice however, that would run the risk of increasing the perceived legitimacy of the Taliban as the Afghan government. The announcement of Prosecutor Karim Ahmad Khan of the International Criminal Court on September 27 to resume investigations in Afghanistan in the form of criminal prosecution – and thus not as inter-state litigation – therefore deserves support.

General Prosecutor, the Supreme Leader of the Slovak Republic?

On 31 August 2021, General Prosecutor of the Slovak Republic annulled charges against former director of the Slovak Secret Service and four other high-profile individuals held in custody due to corruption allegations. Many Slovak politicians have clearly become accustomed to the GP/SP serving as a crucial line of defence against undesired effects of the justice system. The 7-year term conferred on the GP in a secret vote by MPs is meant to enhance his or her independence. In practice, the length of the term and near irremovability has more often than not protected the GP from accountability for their actions.